20 Jahre - Gedenken an die lieben Kameraden

„Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt,
wird nicht in der Finsternis bleiben,
sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Johannes 8,12

Sprich nicht voller Kummer von meinem Weggehen, sondern schließe deine Augen, und du wirst mich unter euch sehen, jetzt und immer. Khalil Gibran

Liebe Skicluberer, Sportskameraden, Freunde und Angehörige!

Wenn an vielen Orten alljährlich am 11.11. die Narren Einzug in die Rathäuser halten und damit die 5. Jahreszeit einläuten, so legt sich über Vilseck am selben Tag ein schwerer, dunkler Schleier der Trauer. Am 11.November 2000 ereignete sich einer der größten Unglücke in der Nachkriegsgeschichte von Vilseck und ist damit im kollektiven Gedächtnis des Skiclubs und des gesamten Stadtgebiets verankert. Eine Katastrophe die im gesamten Landkreis Amberg-Sulzbach eine schier unüberwindbare Fassungslosigkeit hinterließ. Am 11.November 2000 wurde für 20 Skifahrer des Skiclub Unterweissenbachs, und 135 weiteren Wintersportlern aus der ganzen Welt, die Fahrt mit der Seilbahn zum Kitzsteinhorn zur Fahrt in den Tod. Nur 12 Personen konnten dem Flammeninferno entkommen, davon 10 aus unserer Gruppe.

Wir haben an diesem Tag unsere lieben Kinder, Mütter, Väter, Schwestern, Brüder, Partner, Kollegen, Kameraden – wir haben unsere lieben Freunde am Kitzsteinhorn für immer verloren. 
Mit dem Leid, dem Schmerz und der Trauer zum Tod unserer Lieben kam noch ein erbarmungsloser Prozess der österreichischen Justiz hinzu. Dieser Prozess hat die ohnehin schon unbeschreiblichen Situation noch unerträglicher gemacht.


Zum Gedenken erinnern 155 farbige Glaslamellen in der Gedenkstätte von Kaprun an jedes einzelne Schicksal und für unseren Kameraden haben wir einen Gedenkstein in Unterweißenbach errichtet.

Heute jährt sich die Katastrophe von Kaprun zum 20igsten Mal. 20 Jahre schonungslose Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis. 20 Jahre Trauer um unsere verstorbenen Mitmenschen und natürlich auch um die weiteren 135 verunglückten Alpinisten. 20 Jahre lang drängt sich immer wieder die Frage nach dem “Warum” in den Vordergrund. 20 Jahre lang werden wir, ganz besonders an diesem Tag, erbarmungslos an die eigene Vergänglichkeit erinnert. Nach 20 Jahren ist das Trauma nicht überwunden.

Dieses Unglück gehört zum Skiclub Unterweißenbach. Es gehört zum Skiclub genauso wie auch Skifahrten, Ski-Kurse, der Skilift in Unterweissenbach, die Wurzhütte, die Maiwanderungen, das Hüttenfest, Ausbuttern und viele, viele andere gesellige Veranstaltungen zum Skiclub gehören.

Es war, und ist immer noch, eine schier unmenschliche Aufgabe des Skiclubs, trotz aller Trauer und Wut, das Vereinsleben weiterzuführen. Und so lag es an allen Mitgliedern und insbesondere an den Vorständen die Gemeinschaft durch diese unendlich schwere Zeit zu führen, dem Unglück Jahr für Jahr würdig zu gedenken und den Verein wieder zu einem Ort der Fröhlichkeit zu machen.

Es gilt auch Danke zu sagen an alle Vorstandsmitglieder, Mitgliedern und den Vorständen die in den 20 Jahren für das Vereinsleben nach Kaprun verantwortlich waren und die Höhen und Tiefen ausgeglichen haben.
 Großen Respekt zollen wir Silvia Kramme, die zu diesem Zeitpunkt den Verein führte, und ihren Nachfolger Markus Geier. 
Herzlichen Dank auch allen Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden und dem damaligen Landrat Dr. Hans Wagner, der Initiator, Gründer und Vorsitzender der Waisenstiftung Kaprun ist bzw. war. 
Große Unterstützung haben wir auch vom Ski-Gau Oberpfalz und dem Deutschen Skiverband erfahren, insbesondere von Stefan Wiedeck als Vermittler. Auch beim ortsansässigen Busunternehmen Sheriff-Reisen möchten wir uns herzlichst bedanken. 
Nicht vergessen möchte ich unseren Wirt in Schüttdorf und die Helfer die beim Unglück in Einsatz waren. Die Anteilnahme der Vereine und den Mitmenschen über die Landesgrenzen hinaus waren sehr groß.

Mit Markus Hiltel ist es einmal mehr einem Vorstand gelungen diese Brücke von tiefer Trauer zu vergnügtem Vereinsleben zu schlagen. Und so steht dieses Jahr 2020 auch für 50 Jahre Skiclub. Und so unkonventionell wie der Skiclub ist, so ungewöhnlich sind auch die Ideen unseres Vorstands. Kurzerhand hat er den Kommersabend – in der Regel eine sehr nüchterne und wenig aufregende Angelegenheit – in eine Apré-Ski-Party verwandelt, die noch heute in aller Munde rund um Vilseck ist. Statt dem traditionellen Hüttenfest sollte gleich der ganze “Mountain gegrooved” werden und somit den Höhepunkt des 50-jährigen Jubiläums markieren. Die immer noch andauernde Corona-Krise ließ dies leider nicht zu.

Der Skiclub war und ist eine Gemeinschaft von Sportlern, Kameraden, Freunden und Familien. Wir wollen heute aller verstorbenen Mitglieder, Opfern, Hinterbliebene gedenken, alle waren ein unersetzbarer Teil dieser Gemeinschaft. Mit den Aktivitäten, Wanderungen, Fahrten und Festen des Skiclubs leben sie aber in uns und unserem Verein weiter.

Ich bin persönlich auch fest davon überzeugt – und das möchte hier aus tiefstem Herzen zum Ausdruck bringen – dass unsere Kameraden bereits dort oben auf uns warten. Sie haben schon die Bretter an den Füßen, in den Händen die Stecken und können es kaum erwarten uns die besten schwarzen Pisten dort oben im weißen Himmel zu zeigen.

We still miss you!
Euer Skiclub Unterweißenbach